Bayernliga Süd: Zwischen Spektakel und Minimalismus
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In Erlbach treffen die Nördlinger (am Ball: Jakob Mayer, gegen Gundelfingens Janik Noller) quasi auf ihre Antithese als Fußballmannschaft. Foto: Walter Brugger (Archivbild) |
06.09.2025 | Quelle: Rieser Nachrichten (Nico Lutz)
Der TSV Nördlingen reist am Samstag zum Aufstiegskandidaten SV Erlbach nach Oberbayern. Dabei treffen zwei grundverschiedene Spielweisen aufeinander.
Wenn der TSV Nördlingen an diesem Samstag in Erlbach aufläuft (Anpfiff: 14 Uhr in der Holzbau Grübl Arena) treffen zwei Gegensätze aufeinander. Die Rieser stehen mit bereits 36 Toren und Gegentreffern für Spektakel wie kein anderes Team der Bayernliga Süd. Ganz anders der Gastgeber aus dem kleinen Dorf im Landkreis Altötting: Bei den Spielen des SVE fielen bislang nur zwölf Treffer – Ligatiefstwert.
Hauptgrund ist sicherlich die einmal mehr überaus kompakte Hintermannschaft der Oberbayern, die in sieben Partien nur drei Gegentore kassierte. Ein Luxus, auf den Trainer Lukas Lechner inzwischen bauen kann, sein Team stellte in den vergangenen vier Spielzeiten stets die beste Abwehr der Liga. Kein Wunder, dass der Erfolg seither Dauergast in Erlbach ist: 2021/22 gelang als Landesliga-Meister der Aufstieg, nach dem souveränen Klassenerhalt in der ersten Bayernliga-Saison krönte man sich im Folgejahr erneut zum Champion. Damals konnten die Erlbacher jedoch die Voraussetzungen für die Regionalliga nicht erfüllen, der zweite Aufstieg in drei Jahren blieb aus. Folglich arbeitete der Verein an seiner Infrastruktur – mit Erfolg.
Im Vorjahr war der SVE gewillt, den Weg in die vierthöchste Spielklasse anzutreten, scheiterte jedoch in der Relegation denkbar knapp an der SpVgg Hankhofen-Hailing. Und auch in der laufenden Runde scheint Erlbach sich treu zu bleiben, trotz größerem Umbruch. Elf Neuzugänge und fast genauso viele Abgänge verkündete das Team rund um den sportlichen Leiter Ralf Peiß, der mit dem neuen Kader „sehr, sehr zufrieden“ sei. „Wir sind qualitativ breiter aufgestellt als in den letzten Jahren“, erklärte er gegenüber fupa.
Personell verändert, aber gewohnt minimalistisch, blieb der Tabellendritte in den ersten sieben Partien fünfmal ohne Gegentor und verwandelte die neun erzielten Treffer in vierzehn Punkte. Drei der Tore gehen auf das Konto von Leonhard Thiel, der bereits in den vergangenen zwei Saisons die vereinsinterne Torjägerliste anführte. Auch im Totopokal zeigten die Jungs von Lukas Lechner ihr Können und erreichten erstmals das Achtelfinale. Zur Belohnung durften sich die Erlbacher auf namhaften Besuch freuen, die SpVgg Unterhaching war am vergangenen Dienstag im Holzland zu Gast. Nach einem harten Pokalfight verpasste man die Sensation und musste sich dem Drittliga-Absteiger mit 0:2 geschlagen geben.
Ein beachtliches Ergebnis, wie auch Nördlingens Trainer Daniel Kerscher anerkennt: „Erlbach ist eine absolute Topmannschaft, das hat auch die knappe Niederlage im Pokal gezeigt. Sie sind enorm stark im Zweikampf und in der Defensive.“ Kerscher selbst blickt auf ein enttäuschendes Wochenende zurück, die Seinen mussten sich bei Türkspor Augsburg mit 1:2 geschlagen geben. Der Tabellenzwölfte habe die Partie gegen die zuvor sieglosen Augsburger aus Sicht des Coaches im Griff gehabt, jedoch aus dem Nichts die Gegentore kassiert.
Bereits zur Halbzeit hatte der 40-Jährige drei Wechsel vollzogen, die dritte Niederlage der noch jungen Saison konnten die Joker jedoch nicht verhindern.
„Wir dürfen nicht so einfache Treffer zulassen, offensiv müssen wir zielstrebiger in Richtung Tor spielen“, fasst Kerscher noch einmal zusammen. Für seine Elf steht das dritte von insgesamt vier Auswärtsspielen in Serie an, „enorm ungünstige Ansetzungen“ aus Sicht des Übungsleiters. Das Aufeinandertreffen in Erlbach liefert gleich zwei spannende Konstellationen: Die anfällige Nördlinger Defensive, die zum aktuellen Stand die meisten Gegentore der Liga hinnehmen musste, steht einer Offensive gegenüber, die schon dreimal torlos blieb. Gleichzeitig fordert der treffsichere Angriff der Rieser (mindestens ein Torerfolg in jedem Spiel) um Goalgetter Simon Gruber die bislang kaum zu überwindende Abwehr der Oberbayern heraus. „Wir müssen die Zweikämpfe annehmen und unsere Offensivstärke nutzen“, sagt Daniel Kerscher.
Torspektakel oder Minimalismus? Zumindest in der vergangenen Saison war die Antwort auf diese Frage im Duell der Kontrahenten eindeutig: Beide Mannschaften feierten auswärts einen 1:0-Erfolg. Ein Trend, den der TSV zumindest an diesem Wochenende sicherlich gerne fortsetzen würde. Hoffnung macht dabei die verbesserte personelle Lage: Patrick Högg kehrt zurück in das TSV-Aufgebot. Manuel Meyer macht ebenfalls Fortschritte und kann mittlerweile schmerzfrei trainieren. Auch Alexander Schröter ist auf den Trainingsplatz zurückgekehrt, über seine Einsatzfähigkeit wird kurzfristig entschieden.
Nach dem Gastspiel in Erlbach wartet auf die Nördlinger Kicker eine Verschnaufpause, denn der TSV hat nächstes Wochenende frei. „Das spielfreie Wochenende kommt gelegen, um nicht nur alle Spieler dabei zu haben, sondern dass auch alle fit sind. Ich hoffe, dass wir danach alle Mann an Bord haben“, so Kerscher.