Bayernliga Süd: Ist der TSV gegen Grünwald wirklich der Favorit?
08.03.2025 | Quelle: Rieser Nachrichten (Klaus Jais)
Der Tabellenstand spricht am Samstag eindeutig für die Rieser. Doch die Bilanz gegen Grünwald und die Formkurve des Gegners machen die Sache spannend.
Der TSV Nördlingen bestreitet am 24. Spieltag der Fußball-Bayernliga Süd sein erstes Heimspiel in diesem Jahr, und das verspricht Spannung: Zu Gast ist der Vorletzte, der TSV Grünwald, der zum einen den Riesern im Hinspiel die höchste Saisonniederlage beibrachte (5:1) und zum anderen vergangene Woche gegen Türkspor Augsburg 6:0 gewann. Schiedsrichter Patrick Höfer (Gruppe Jura Nord) pfeift die Partie im Gerd-Müller-Stadion an diesem Samstag um 14 Uhr an. Dabei dürfen sich die Zuschauer auf prominente Namen freuen.
Der TSV Grünwald hat einen neuen Trainer, den dritten der Saison: Florian de Prato folgt beim Neuling der Fußball-Bayernliga auf Rainer Elfinger und Uwe Wolf. Der 38-Jährige hatte die Grün-Weißen schon von 2021 bis 2023 in der Landesliga betreut und soll nun die Mission Klassenerhalt vollbringen. Mit der Verpflichtung des früheren Regionalliga-Spielers de Prato, der zuletzt die SpVgg 1906 Haidhausen in der Bezirksliga trainiert hatte (bis Oktober 2023), ging eine intensive Suche gerade rechtzeitig zum Vorbereitungsstart zu Ende. Anfang November war Aufstiegscoach Rainer Elfinger entlassen worden, die kurzfristige Vereinbarung mit dessen Nachfolger, Ex-Profi Uwe Wolf, hatte der TSV nicht verlängert.
Ansonsten gibt es an der Keltenstraße keine personellen Veränderungen. „Wir haben keine Spieler verpflichtet, der Kader ist groß genug“, so Jonda, der trotzdem Verstärkung vermelden darf, denn: „Viele Verletzte kehren zurück.“ So wird David Halbich nach seinem auskurierten Bänderriss wieder mitmischen, ebenso wie David Wörns nach seiner Schambeinverletzung. Stürmer Marcel Kosuch, mit sieben Treffern der torgefährlichste Gästespieler, hatte nach einem Bänderriss vor der Winterpause schon einen Kurzeinsatz. Beim 6:0-Sieg über Türkspor Augsburg hatte Gästeabwehrchef Emre Kurt schon nach drei Minuten die Rote Karte gesehen. De Prato lobte seine Mannschaft dafür, wie konsequent sie den zahlenmäßigen Vorteil nutzte, denn das sei keine Selbstverständlichkeit: „Oft fabriziert man in so einer Situation mit früher Überzahl auch Mist. Wir sind aber geduldig geblieben, haben die Nerven bewahrt und haben es ernsthaft zu Ende gespielt.“
Obwohl sein Team zu keinem Zeitpunkt der Partie wie ein Abstiegskandidat wirkte, warnte der Trainer aber auch davor, den Erfolg überzubewerten: „Es war mir fast ein bisschen zu hoch. Wir müssen es richtig einschätzen, wir sind immer noch Vorletzter. Wir müssen für unsere Punkte weiterhin hart arbeiten – bereits in Nördlingen wird uns eine brutal harte Aufgabe erwarten“, so de Prato. In Schwaben wartet für die Grünwälder zudem zum ersten Mal in diesem Jahr eine Partie auf Naturrasen, sodass technische Fertigkeiten und ein gepflegtes Aufbauspiel wohl eher dem Kampf und einem Überspielen der gegnerischen Ketten weichen müssen.
Der TSV Grünwald ist der Hort für Söhne von Ex-Bundesligaspielern. Leon Sammer, David Wörns, Gianluca Pizarro, Nick Starke, Benedict Fink: Sie alle haben nicht nur prominente Väter, sondern kicken auch gemeinsam beim TSV Grünwald. Mit dem Profifußball wurde es zwar nichts bei den fünf Sprösslingen, im gehobenen Amateurfußball sind sie nun aber endgültig angekommen. Zufall ist das Aufeinandertreffen der prominenten Namen freilich nicht. Der Münchner Vorort Grünwald gilt als eine der reichsten Gemeinden des Landes, ist Wohnort Industrieller, reicher Erben, Prominenter.
Fakt ist aber auch: Die Gäste sind Vorletzter mit 14 Punkten, zum rettenden 14. Platz sind es sechs Punkte. Keine Mannschaft hat mehr Gegentore (51), höchste Niederlage war das 1:10 gegen den TSV Landsberg. Bislang war der 5:1-Sieg gegen den TSV Nördlingen der höchste Saisonsieg, nun ist es das 6:0 gegen Türkspor Augsburg. Den elf Heimpunkten stehen nur drei Auswärtszähler gegenüber, errungen durch drei Remis.
Für Nördlingens Trainer Daniel Kerscher gibt es in der Bayernliga aktuell zwei Mannschaften, die man definitiv nicht anhand der Tabelle messen darf, nämlich die beiden nächsten Gegner Grünwald und Heimstetten. „Grünwald zählt vom Personal her eher unter die ersten fünf als unter die letzten fünf. Ein Team mit enorm vielen, guten, namhaften Einzelspielern. Mit dem Trainerwechsel in der Winterpause sind sie zudem noch schwer zu analysieren. Das erste Spiel nach der Winterpause hat aber gezeigt, welche Qualität in der Mannschaft steckt.“
Personell bleibt die Lage bei den Riesern angespannt: Mirko Puscher konnte nach einer Reizung des Mittelfußes im Abschlusstraining nur teilweise mitmachen. Ein Einsatz bleibt bis kurz vor Spielbeginn offen. Simon Gruber, der die komplette Vorbereitung wegen einer Schambeinverletzung fehlte, wird nächste Woche mit einer Laufeinheit beginnen. Hans Rathgeber, der die beiden letzten Testspiele fehlte, ist wieder gesund, schlägt sich aber aktuell noch mit einer Verletzung am Hüftbeuger herum. Ein Einsatz gegen Grünwald ist sehr unwahrscheinlich. Und Luca Trautwein hat sich im ersten Vorbereitungsspiel gegen Schwaben Augsburg verletzt. Nachdem die Verletzung auskuriert war, wurde er krank. Deshalb fehlte er einige Wochen in der Vorbereitung. Seit dieser Woche ist er wieder fit, wird aber erst mal Spielpraxis in der U23 sammeln.
Da mit Jens Schüler und Gruber zwei Spieler längere Zeit ausfallen, wurden Luis Schüler, Jan Mielich und Luca Hopfauf aus der U23 in den Bayernligakader hochgezogen. Trainer Kerscher erklärt sich zu den „Neuen“: „Luis Schüler arbeitet Schicht und kann nur alle zwei Wochen trainieren. Für Bayernliga natürlich nicht optimal. Im Training ist er sehr engagiert, besticht vor allem durch seinen Abschluss und seine Schnelligkeit.“ Jan Mielich zähle mittlerweile zum festen Bestandteil des Kaders der ersten Mannschaft. Er habe in der Vorbereitung viel Spielpraxis sammeln können. Kerscher sieht ihn auf der Außenverteidigerposition, oder aber auch im offensiven Mittelfeld. „Hier fehlt ihm aber noch die Torgefahr“, so der Coach.
Luca Hopfauf ist in der Vorbereitung immer wieder mit kleineren Blessuren ausgefallen, weshalb er für die erste Mannschaft kein Spiel bestreiten konnte.
„Ihn hätte ich in den Spielen gerne mal im zentralen Mittelfeld gesehen. Er macht es im Training sehr gut und hat sich schnell an das Tempo gewöhnt“, sagt Kerscher.