Toto-Pokal: Pokalfight wird nicht belohnt
Nördlingens Simon Gruber scheitert an Münchens Torwart Topic. Foto: Dieter Mack |
22.08.2024 | Quelle: Rieser Nachrichten (Nico Lutz)
Gegen Regionalligist Türkgücü München verpasst der TSV Nördlingen eine kleine Überraschung und scheitert im Elfmeterschießen. Der Gäste-Trainer sagt, Nördlingen hat „einen großen Kampf geliefert“.
Viel dramatischer hätte das Pokalspiel des TSV Nördlingen gegen Türkgücü München nicht laufen können: Nach 90 packenden Minuten vor offiziell 320 Zuschauern im Gerd-Müller-Stadion war in einer umkämpften Partie noch kein Sieger gefunden, erst im Elfmeterschießen setzten sich die höherklassigen Gäste durch. Vor allem in der ersten Halbzeit konnte der TSV Nördlingen problemlos mithalten und vergab sogar hochkarätige Chancen, in Durchgang zwei stellten schnelle Tore auf beiden Seiten und Paraden von Alverik Montag die Weichen für den Krimi vom Elfmeterpunkt.
Zur ungewohnten Anstoßzeit am Dienstagabend in der vierten englischen Woche in Folge rotierte Nördlingens Trainer Daniel Kerscher wieder: Paul Rauser, Luca Trautwein, Mirko Puscher und Jan Reicherzer in seinem Startelfdebüt rückten nach der deutlichen Niederlage in Grünwald in die Anfangself. Sie waren Teil einer chancenreichen ersten Halbzeit, die bereits nach zwei Minuten Fahrt aufnahm. Ein diagonales Zuspiel von Puscher legte Manuel Meyer per Kopf für Simon Gruber auf, doch der kroatische Ex-Profi und Pokaltorwart Marin Topic parierte ihn per Fußabwehr.
Fünf Minuten waren gespielt, als zwei gefährliche Flanken der Gäste im letzten Moment geblockt wurden, ehe Michael Hutterer über den Kasten zielte. Türkgücü war um Spielkontrolle bemüht, ab dem 16-er fehlte ihnen jedoch die Präzision, sodass es bei Ansätzen blieb. Yomi Scintu schoss aus spitzem Winkel darüber und Emre Tunc wurde im letzten Moment von Rauser geblockt. Eine hundertprozentige Chance hatte der TSV Nördlingen in der 18. Spielminute, nach Balleroberung hatte Jakob Mayer perfekt auf den freien Gruber durchgesteckt. Doch dieser scheiterte trotz oder vielleicht aufgrund von zu viel Überlegungszeit im Eins gegen Eins an Topic, der den schwachen Abschluss sogar sicher hielt.
Fünf Minuten später war der Gast ganz nah dran am Führungstreffer, per Doppelpass mit Tunc war Hutterer in den Strafraum eingedrungen, seinen strammen Schuss lenkte Alverik Montag mit dem Fuß hauchzart am langen Pfosten vorbei. In der Folge übernahm die Heimmannschaft mehr und mehr das Kommando. Nachdem Gruber einen Ball artistisch vor dem Seitenaus gerettet hatte und Puscher mit einem langen Ball eingesetzt hatte, zögerte dieser zu lange mit dem Abschluss und wurde geblockt. Bei der anschließenden Ecke von Meyer verpasste Namensvetter Mayer den ersten Treffer, freistehend war sein Volley zu unplatziert.
Die letzte und spektakulärste Möglichkeit des ersten Durchgangs gehörte erneut Gruber: Nach einem Freistoß hatte Puscher den zweiten Ball mit einer Flanke scharf gemacht, ehe Simon Gruber das Spielgerät mit der Brust stoppte und mit einem Fallrückzieher knapp über das Tor schoss. Beide Teams tauschten zur Pause doppelt, nicht einmal dreißig Sekunden nach Anpfiff der zweiten Hälfte sah sich der eben eingewechselte Alexander Schröter in aussichtsreicher Position, doch sein Versuch war zu zentral platziert. In der 52. Minute belohnte sich der TSV für einen sehenswerten Spielzug mit dem ersten Treffer. Schröter hatte den Ball auf Puscher verlagert, dieser setzte sich an der Grundlinie gegen zwei Mann durch und legte für Reicherzer auf, der aus fünf Metern leichtes Spiel hatte.
Doch die Führung hielt keine zwei Minuten, im Gegenzug landete ein unscheinbarer abgefälschter Pass im Lauf von Emre Tunc, der Montag abgezockt umspielte und prompt zum Ausgleich einschob. Die Münchener waren nun besser im Spiel, Hutterer verzog nach einer guten Stunde aus zwölf Metern knapp. Bis zur Schlussphase blieben große Chancen aus, sieben Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit bot sich Türkgücü dann die Größte aus elf Metern. Der eingewechselte Lorenz Knöferl wurde vom Tor weglaufend links außen im Strafraum ohne Not von Paul Rauser abgeräumt, Schiedsrichter Jonas Krzyzanowski zeigte sofort auf den Punkt.
Kapitän Ünal Tosun stellte sich der Aufgabe, doch er scheiterte halbhoch rechts an Alverik Montag. In der hektischen Nachspielzeit hatten beide Teams die Entscheidung auf dem Fuß, zunächst warf sich ein Gästeverteidiger im allerletzten Moment in den Schuss von Schröter, der bei einem Konter nach einem Haken in den Strafraum marschiert war. Auf der anderen Seite konnte Kutay Yel mit dem Schlusspfiff den starken Nördlinger Schlussmann aus kurzer Distanz nicht überwinden. Die Entscheidung musste in der Elfmeterlotterie fallen, hier hatte der Regionalligist die besseren Nerven. Montag und Topic hatten nach fünf Versuchen jeweils einen Strafstoß pariert. Im Sudden Death war Julian Bosch als siebter Schütze der Unglücksrabe, dank der zweiten Parade von Topic konnte Tunc das Drama mit seinem Treffer beenden.
Die Stimmen zum Spiel:
Daniel Kerscher, TSV Nördlingen: „Uns war heute wichtig, nach dem Spiel vom Samstag in Grünwald eine Reaktion zu zeigen. Das ist absolut gelungen. Wir waren aggressiv in den Zweikämpfen und sind immer wieder zu sehr guten Torchancen gekommen. Im Hinblick auf Freitag haben wir einige Spieler geschont und sehr früh gewechselt. Dass wir dann im Elfmeterschießen ausscheiden, ist zwar schade, jetzt können wir uns aber voll auf die Liga konzentrieren.“
Alper Kayabunar, Türkgücü München: „In der ersten Halbzeit war Nördlingen ehrlicherweise der Führung sehr nah, sie hatten Riesenchancen, wir haben ein bisschen gebraucht. In Durchgang Zwei fiel der Gegentreffer aus dem Nichts, wir konnten sofort antworten. Danach hat man meiner Meinung nach schon einen Klassenunterschied gesehen, wir hatten zwei, drei große Chancen, darunter den Elfmeter und haben wenig zugelassen. Wir sind mental klar geblieben, im Elfmeterschießen gehört dann auch Glück dazu. Alles in allem haben wir es uns aber verdient, auch wenn Nördlingen einen großen Kampf geliefert hat.“
TSV Nördlingen: Montag, Käser, Puscher (79. Bosch), Reicherzer (57. Brandt), Gruber (46. Schröter), Meyer, Schüler, Trautwein (55. Rathgeber), Taglieber, Mayer (46. Grimm), Rauser
Türkgücü München: Topic, Bekaj, Hoppe, Tunc, Scintu (46. Knöferl), Yel, Porta (70. Abrangao), Hutterer, Lacazette (46. Gerstmayer), Di Rosa (61. Kurija), Tosun