Bayernliga Süd: Glück muss man auch mal haben
Mit einem glücklichen 1:1 kehren die Nördlinger aus Deisenhofen zurück. Im Bild: Zweikampf im Mittelfeld zwischen Nördlingens Jonathan Grimm (links) und Marco Finster. Foto: Klaus Jais |
28. August 2023 | Quelle: Rieser Nachrichten
Deisenhofen kommt gegen den TSV Nördlingen trotz bester Chancen nur zu einem Punkt. Torwart Martin hält die Rieser beim 1:1 mit seinen Paraden im Spiel.
Von Klaus Jais
Immer, wenn Menschen im Fußball nicht mehr weiterwissen, wenn keine taktische Erklärung mehr greift, wenn keine Schiedsrichterentscheidung mehr herhalten kann, dann sagen sie sehr gerne den Satz: „Das ist Fußball.“ Aller Wahnsinn in drei Worten. Beim 1:1 des Fußball-Bayernligisten TSV Nördlingen beim FC Deisenhofen genügte auch ein Wort: Chancenwucher. Die Heimelf, die auch ihr viertes Heimspiel nicht gewinnen konnte, hatte mindestens vier Hochkaräter, die vergeigt wurden.
Gegenüber dem vorigen Spiel gegen Kirchheim war TSV-Trainer Karl Schreitmüller zu einer Änderung gezwungen: Für den privat verhinderten Simon Gruber kam Sainey Badjie zu seinem ersten (und letzten?) Startelfeinsatz. Er blieb jedenfalls in der ersten Halbzeit den Nachweis einer Bayernligatauglichkeit schuldig. Bereits in der achten Minute gab es die erste gute FCD-Chance durch Lukas Kretzschmar, doch im Eins-gegen-Eins gegen Torwart Daniel Martin konnte dieser zur Ecke klären.
In der zwölften Minute das 1:0: Jakob Mayer verlor den Ball an Björn Jost, der spielte in die Spitze auf Yasin Yilmaz, der wiederum auf Michael Bachhuber weiterleitete, und der weiß wie man Tore macht. Bereits eine Zeigerumdrehung später die nächste Chance: Maxime Schneiker spielte auf Kretzschmar, der vom rechten Flügel nach innen gab, wo Bachhuber knapp verpasste. Nach einer Viertelstunde folgte die erste Torannäherung der Rieser: Manuel Meyer spielte eine Ecke in den Rückraum, wo Mario Taglieber abzog, aber nur das Außennetz traf. Nach 18 Minuten die einzige Offensivszene von Badjie, der zunächst einen Gegenspieler aussteigen ließ, aber der abschließende Schuss gehörte zur Kategorie Rückgabe. Paul Rauser schlug nach 24 Minuten einen Ball hoch in den Strafraum, wo er dann auf der Latte aufsetzte, aber kein weiteres Unheil mehr anrichtete. Für 20 Minuten sollte es die letzte TSV-Chance bleiben, denn fortan lag mehrfach das 2:0 in der Luft: Ein satter 25-Meter-Schuss von Yilmaz flog nur um Zentimeter vorbei (27.), nach einem Ballverlust von Jakob Mayer parierte Torwart Martin zunächst den 16-Meter-Schuss von Nikolaos Gkasimpagiazov und den Nachschuss von Kretzschmar lenkte er zur Ecke (28.). Mit einem Freistoß von Yilmaz, der von der Mauer noch zu Ecke abgefälscht wurde, ging es in die Pause (43.).
Mit Sasa Maksimovic und Mirko Puscher starteten die Gäste in den zweiten Durchgang. Noch zeigte diese Maßnahme keine Wirkung, denn die Gastgeber waren drauf und dran das 2:0 zu erzielen. Bei einem 22-Meter-Schuss von Yilmaz zeigte Torwart Martin die einzige Unsicherheit, wehrte die Kugel dennoch zur Ecke ab (50.). Dann visierte Kretzschmar den langen Pfosten an (52.) und bei einem Schuss von Gkasimpagiazov fehlte nicht viel (56.). Ihre erste gute Ausgleichschance hatten die Gäste nach 67 Minuten, doch Torwart Knauf war einen Schritt schneller als Maksimovic. In der 74. Minute nahm Mayer einen Abpraller auf und prüfte aus 18 Metern Torwart Knauf. Es war jedenfalls viel mehr Leben im Nördlinger Angriffsspiel, wenngleich auch das 2:0 immer in der Luft lag. So vergab in der 77. Minute Bachhuber aus acht Metern die Vorentscheidung, weil Martin dem Erfolg im Wege stand.
In der 82. Minute fiel der Ausgleich durch das dritte Saisontor von Sasa Maksimovic. Es war eine Produktion dreier eingewechselter Spieler: Luka Pesut legte in den Lauf von Felix Käser, der passte flach vors Tor, wo Maksimovic beim ersten Versuch mit links noch scheiterte, aber dann mit rechts aus sieben Metern traf. Die Gastgeber antworteten mit einem Freistoß aus 18 Metern, doch Yilmaz hatte Pech mit einem Lattenklopfer (87.). Es blieb bis zum Schlusspfiff von Schiedsrichter Tim Grunert (Gruppe Kelheim-Mallersdorf) spannend. Maksimovic kam nach einem Mayer-Zuspiel aus 16 Metern zum Abschluss (90. + 1) und im Gegenzug war Paul Schemat schneller als Schüler, doch Martin reagierte wiederum glänzend. Der überragende Martin war es auch, der mit einem weiten Abschlag die letzte Chance des Spiels einleitete. Maksimovic verlängerte in den Lauf von Schröter, der nur noch Torwart Knauf vor sich hatte, aber die Kugel nicht an diesem vorbeibrachte (90. +3).
Andreas Pummer, Trainer des FC Deisenhofen: „Wir hätten nach 20 Minuten schon 4:0 führen müssen. Es ist unbegreiflich, wie wir mit unseren Torchancen umgehen. Wenn wir solche Spiele nicht gewinnen, welche wollen wir überhaupt gewinnen? Im Grunde genommen macht der Gegner aus einer Torchance, dank eines zweiten Balls, einen Punkt. Wir haben bis zum Torraum ein hervorragendes Spiel gemacht, aber bezüglich der Chancenverwertung muss ich die Note sechs verteilen.“
Karl Schreitmüller, Trainer des TSV Nördlingen: „Wir hätten zur Pause 0:5 in Rückstand liegen können. Heute sind wir nicht so in die Zweikämpfe gekommen. Torwart Daniel Martin war heute gut. Wir hatten ein schlechtes Passspiel. Der Gegner hat so gespielt, wie wir es erwartet haben. Ab der 70. Minute baute Deisenhofen ab. Letztlich haben wir schlecht gespielt und trotzdem einen Punkt geholt. Der Simon Gruber wenn dabei gewesen wäre, der hätte ein Tor gemacht. Ein Sieg wäre dann aber doch nicht verdient gewesen.“
FC Deisenhofen: Knauf; Müller-Wiesen (ab 72. Kopp), Finster, Schneiker (ab 66. Sagner), Lippmann, Vodermeier, Jost, Kretzschmar (ab 72. Schemat), Bachhuber, Gkasimpagiazov, Yilmaz
TSV Nördlingen: Martin, Rauser (ab 46. Puscher), Hertlein (ab 70. Käser), Schüler, Schmidt, Grimm, Mayer, Meyer (ab 79. Pesut), Schröter, Taglieber (ab 88. Trautwein), Badjie (ab 46. Maksimovic)