Er holt Gold für den Nördlinger Fußball
Martin Jeromin ist seit 60 Jahren mit dem TSV Nördlingen verbunden. Davon ist er fast 40 Jahre im Ehrenamt tätig. Nun hat er eine goldene Ehrenamtskarte für seine Arbeit erhalten. Foto: Julian Würzer |
6. April 2018 | Quelle: Rieser Nachrichten (Julian Würzer)
Martin Jeromin ist seit 60 Jahren dem TSV Nördlingen verbunden. Er spielte noch mit Gerd Müller und war später im Vorstand. Nun erhielt er die Ehrenamtskarte.
Von seiner Wohnung fährt Martin Jeromin nur wenige Minuten mit dem Fahrrad zum Gerd-Müller-Stadion in Nördlingen. Die Fußballarena ist nach dem „Bomber der Nation“ benannt. Mit dem stand Jeromin in den 60er Jahren zusammen für den TSV Nördlingen auf dem Rasen. Während Gerd Müller als Stürmer fleißig seine Tore schoß, kümmerte sich Jeromin um die Verteidigung des TSV. Am Ende der Saison 1964 feierten die beiden zusammen den Aufstieg in die Landesliga. Danach wechselte Gerd Müller zum FC Bayern und startete eine Weltkarriere, Martin Jeromin blieb Nördlingen treu – und das bis heute. Nach seiner Zeit als aktiver Fußballer war Jeromin in den verschiedensten Bereichen des TSV Nördlingen tätig. Nun erhielt der 77-Jährige wegen seines ehrenamtlichen Engagements im Verein die Bayerische Ehrenamtskarte in Gold. Und die hat Jeromin auch gleich mal getestet.
„Ich war einfach das Mädchen für alles“
Menschen, die mindestens 25 Jahre lang mehr als fünf Stunden in der Woche im Ehrenamt gearbeitet haben oder ein Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten verliehen bekamen, erhalten eine goldene Ehrenamtskarte. Jeromin ist seit knapp 40 Jahren beim TSV Nördlingen tätig. Ob er die Stunden eingehalten hat, weiß er nicht genau. „Wir wollten zum Rechnen anfangen, als mir dann einfiel, dass ich das Ehrenzeichen habe“, sagt Jeromin. Er legt eine Urkunde und ein kleines Etui auf seinen Esstisch. Auf dem Dokument ist zu lesen „In Würdigung langjähriger hervorragender Verdienste verleihe ich Herrn Martin Jeromin das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten.“ Die Urkunde ist von 2004. Die Unterschrift ist vom damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. In dem Etui liegt eine kleine Nadel, das Ehrenzeichen.
Dann beginnt der 77-Jährige über den TSV zu erzählen: „Ich war einfach das Mädchen für alles im Verein.“ Er kümmerte sich um die Stadionzeitung, war eine Zeit lang Stadionsprecher und später dann auch im Fußballvorstand. Jetzt ist er Vereinsehrenamtsbeauftragter. Auf und neben dem Fußballplatz in Nördlingen ist Jeromin seit 1958 anzutreffen. „Ich schaue mir immer noch die Spiele der ersten und zweiten Mannschaft an. Erst vor wenigen Tagen bin ich nach Ichenhausen gefahren“, sagt er. Aber auch bei vielen Spielen der Jugendlichen ist Jeromin neben dem Spielfeld.
Die liegen dem 77-Jährigen besonders am Herzen. Denn zusammen mit anderen Funktionären des TSV hat er die Idee für ein Jugendleistungszentrum in Nördlingen angestoßen und mitumgesetzt. „Junge Spieler zu fördern, ist sehr wichtig“, sagt er. Bei Spielen der Jugendmannschaften verwaltet er auch hin und wieder noch die Rechnungen für die Schiedsrichter und kümmert sich um kleinere finanzielle Angelegenheiten im Verein.
Ehrenamtskarte ist eine kleine Anerkennung
Dann holt der 77-Jährige eine weitere Urkunde hervor. Darauf ist das Symbol der Fußball-Weltmeisterschaft von 2006 zu sehen. „Ich habe mich bei der Eröffnungsfeier in München um die Folkloretänzer gekümmert“, erzählt Jeromin und kommt nochmals auf Gerd Müller zu sprechen. „Seinen letzten Auftritt in Nördlingen habe ich mit ihm zusammen erlebt“, sagt er. Es war die Einweihung des Gerd-Müller-Stadions. Das letzte Mal getroffen hat er ihn vor zwei Jahren. Mit dem TSV Nördlingen hat Jeromin über die Jahre viel erlebt. „Ich habe das gemacht, da ich dem Fußall verbunden sein wollte“, sagt er. Doch einen Wunsch hat Jeromin noch, und der ist nahezu greifbar. „Ich würde gerne noch den Aufstieg in die Bayernliga erleben“, sagt er. Aktuell ist der TSV Tabellenführer in der Landesliga-Südwest.
Die goldene Ehrenamtskarte für seine Arbeit sieht Jeromin als kleine Anerkennung. „Im Schwimmbad bekomme ich einen guten Rabatt“, sagt er. Außerdem musste sein Auto vor ein paar Wochen in die Werkstatt. „Da habe ich dann die Karte gezeigt und ein Prozent erlassen bekommen. Die waren aber ganz dankbar, da sie die Rechnung so als Muster für andere Ehrenämter nehmen können“, sagt Jeromin.
Neben der goldenen Ehrenamtskarte, die unbegrenzt gültig ist, gibt es die blaue Karte. Die ist für Menschen, die sich seit mindestens zwei Jahren über mehrere Stunden ehrenamtlich engagieren. Einsetzbar sind die Karten bei 161 Stellen im Landkreis.